Und so kennen ihn alle Handballer im Kreis: Jonas Troch hat das gegnerische Tor im Visier. archivfoto: friedhelm eyert/nH© Eyert
Der Beruf geht vor. Nach mehreren langwierigen Verletzungen hängt Jonas Troch vom Landesligisten TG Rotenburg die Handballschuhe an den Nagel.
Rotenburg – „Das trifft uns hart.“ Diese vier Worte gelten Jonas Troch. Robert Nolte hat sie ausgesprochen, der Trainer der TG Rotenburg. Er und seine Mannschaft werden künftig auf Jonas Troch verzichten müssen. Denn der 28-jährige Landesliga-Handballer zieht die Reißleine. Der Abwehrspezialist und Distanzschütze beendet aus beruflichen Gründen seine Karriere.
In diesem Winter hat er sich erneut am Knie verletzt. Vor acht Jahren hatte er sich im linken Knie Kreuzband und Meniskus gerissen. Ein paar Jahre später, bei seinem Abstecher in die Oberliga zum TV Hersfeld, erlitt er in einem Spiel einen schweren Bandscheibenvorfall. Und jetzt riss wieder der Meniskus im linken Knie. Jedes Mal zog das lange sportliche Zwangspausen nach sich, aber auch als Polizist war er jedes Mal wochenlang nicht dienstfähig.
Im Januar des vergangenen Jahres hat Jonas Troch bei der Polizei genau die Stelle bekommen, die er sich gewünscht hatte. Seine Vorgesetzten kennen seine Verletzungsgeschichte. Nach dem jüngsten Ausfall gab es ein Gespräch, in dem man schnell auf einen Nenner kam. Der lautet: Handball ade. „Ich weiß, dass ich in meinem Beruf auch mit Mitte 40 noch sportlich leistungsfähig sein muss. Es war eine Vernunftentscheidung, mit Handball aufzuhören“, sagt er.
Als Spieler im verschwitzten Trikot wird es Jonas Troch also künftig nicht mehr geben. Wohl aber neben dem Spielfeld. „Ganz ohne Handball, das geht für mich nicht. Ich spiele ja seit den Minis“, erzählt er. Und deshalb ist er seit kurzem in neuer Mission für die TG Rotenburg unterwegs. Er sitzt bei den Spielen mit auf der Bank und versucht Einfluss auf die Spieler zu nehmen, wenn es nötig ist, Hinweise zu geben.
„Wenn ich wieder ganz fit bin, möchte ich auch so etwas wie der Co-Trainer für Robsen sein.“ Robsen, das ist Robert Nolte. Ihn möchte Jonas Troch dann im Training unterstützen, indem er im individuellen Bereich mit manchem seiner bisherigen Teamkollegen arbeitet. Über die Schulter schaut er dem Sportlichen Leiter Daniel Ziegler oder den Vorstandsmitgliedern der TGR-Abteilung. „Mir macht es auch Spaß, zu organisieren.“
Wohin seine Reise genau gehen wird, weiß Jonas Troch noch nicht. Das Trainergeschäft reizt ihn nämlich auch. Im Mai macht er erst einmal seinen C-Schein. „Ich arbeite gern mit Kindern oder Jugendlichen, deshalb könnte ich mir eine Aufgabe im Nachwuchsbereich gut vorstellen. Da kommt ja gerade auf die TG Rotenburg nach der Auflösung der JSG Waldhessen einiges zu.“
Mit dem Handball angefangen hatte Jonas Troch übrigens nicht bei der TGR, sondern bei der TG Lispenhausen. Doch schon als C-Jugendlichen zog es ihn zum Nachbarklub in die Kernstadt. Es blieb nicht sein einziger Wechsel.
Weil er bei der Polizei in Südhessen stationiert war, trug er von 2015 bis 2017 das Trikot des Bezirksoberligisten Hochheim. Und das erwähnte Gastspiel beim TV Hersfeld in der Oberliga hatte es ja auch gegeben. Überall hat er sich wohl gefühlt, Kontakte zu früheren Mitspielern aus Hochheim oder Hersfeld bestehen immer noch.
Mit der TG Rotenburg hat Jonas Troch zweimal den Aufstieg in die Landesliga geschafft. Doch sein schönstes Jahr war das in der Bezirksoberliga mit der TGR II. „Da habe ich mit meinen Freunde zusammengespielt, mit Fabian Schmitt, André Ruppel, Stefan Sangmeister, Stefan Ebenhoch und Fabian Degenhardt.“
Es sind enge Freundschaften geworden, die weit über den Handball hinausgehen. „Wir unterstützen uns, und einmal im Jahr fahren wir zusammen in den Urlaub. Das ist jedes Mal ein Highlight.“
Jonas Troch spricht von „einem großen weinenden Auge“, weil er mit dem aktiven Handball aufhören muss. Aber auch von einem lachenden. „Das gibt mir neue Freiräume.“ Oft hielt sein Vater bei Spielen das Diensthandy von Jonas in der Hand, wenn der Bereitschaft hatte. Einaml wurde er gar aus der Kabine zum Einsatz beordert. Das gehört jetzt der Vergangenheit an. Es bleibt nun mehr Zeit für Privates. Worüber sich seine Freundin Felicitas Dischert ganz sicher mit ihm freut.
Quelle: HNA